Saturday, April 09, 2005

Anarchosyndikalismus


Wenn wir von Gewerkschaft sprechen, so meinen wir nicht etwa den hierarchischen und strukturkonservativen ÖGB. Wir beziehen uns eher auf anarchosyndikalistische Gewerkschaftsmodelle.
Der (Anarcho-)Syndikalismus (von lat. Anarchia = i.e. herrschaftslos, und frz. Syndicat = Gewerkschaft) entstand Anfang des vorigen Jahrhunderts aus der Unzufriedenheit eines radikalen Teiles der ArbeiterInnenschaft mit dem zunehmenden Reformismus und Zentralismus der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften. In der Tradition der Arbeiterbildungsvereine und Arbeiterbörsen des 19. Jahrhunderts, organisierten sich die SyndikalistInnen dezentral und ihre Ausrichtung war antistaatlich. In der ArbeiterInnenklasse sahen die SyndikalistInnen die verändernde, revolutionäre Kraft. Die Gewerkschaften sollten nicht nur Werkzeug des täglichen Klassenkampfes, sondern auch die Keimzelle der zukünftigen Gesellschaft darstellen. Ihre Waffe war und ist die DIREKTE AKTION (im Gegensatz zum indirekten StellvertreterInnen Prinzip) und ihr „Schlachtfeld“ ist die Ökonomie.

Umgelegt auf die heutigen Verhältnisse verstehen wir unter anarchosyndikalistischer Organisierung die Selbstorganisation und Vernetzung von Menschen und Gruppen, die sich durch gemeinsame Interessen definieren. Sinn und Zweck hierbei ist der Basisdemokratische Zusammenschluss.

Basisdemokratie ist eine Form der direkten Demokratie. Allerdings nicht im Sinne von volksabstimmungen und dergleichen. Basisdemokratische Organisierung bedeutet, dass die direkt Betroffenen weitestgehend ohne der Vermittlung von RepräsentantInnen (z.B.: PolitikerInnen, GewerkschaftsführerInnen etc.), direkt entscheiden und auch ausführen.
Dieses Konzept schließt nicht aus, dass wenn es nicht anders geht Delegierte bestimmt werden. Diese Delegierten sind aber der Basis verpflichtet und können jederzeit abgewählt werden. Wir verneinen nicht, dass in manchen Situationen Einzelpersonen oder Personengruppen gewissermaßen „voranschreiten“. Wir lehnen aber jegliche Institutionalisierung von Führung oder Repräsentation ab. Denn wir sind einerseits der Meinung, dass das Ziel einer freien Gesellschaft in unserer Organisationsform bereits vorweggenommn werden soll. Andererseits kann niemand garantieren, dass eine Vorreiterrolle von bestimmten Personen in der einen Situation, bedeutet, dass diese Personen in einer anderen Situation genauso handeln, bzw. denken. Deshalb sagen wir:“ We are all leaders!“


Antikapitalismus

Das Grundproblem des Kapitalismus ist nicht eines der Verteilung (etwa von Geld), sondern die Produktionsverhältnisse: Also was, wie, unter welchen Umständen und zu welchem Zweck produziert wird. Im Kapitalismus wird nicht für den Gebrauch, sondern für den Verkauf produziert. Dadurch werden Produkte zu Waren. Das heißt, sie werden produziert, einzig und allein, um verkauft zu werden. Was für einen Sinn macht es also, die „ungerechte“ Verteilung zu kritisieren? Das System hinkt von Grund auf. Deshalb müssen wir es von Grund auf (also radikal) verändern.
Wir SyndikalistInnen wollen keine Windmühlen bekämpfen. Wir begreifen den Kapitalismus als soziales Verhältnis. Das heißt, die Menschen produzieren die Verhältnisse in denen sie leben selbst, und doch werden sie von ihnen beherrscht. Das heißt aber auch, wenn wir sie begreifen, können wir die Verhältnisse verändern. Und zwar von Grund auf. Wir brauchen keine Feindbilder, sondern die zielgerichtete und kollektive Bewegung gegen die Zwänge des Kapitalismus.
Die soziale Arbeit, so wird oft behauptet, unterscheidet sich von der Arbeit etwa in der Fabrik oder im Büro, dadurch, da wir nichts produzieren. Also gar nicht Teil der kapitalistischen Ausbeutung seien. Im Gegenteil sei soziale Arbeit sinnstiftend, sinnvoll, menschlich usw.
Wir sagen das Kapital ist kein äußeres Ding. Das gesamte Leben ist kapitalisiert. Wir unterliegen dem ständigen Zwang, (Mehr-)Wert zu produzieren, unsere Arbeitskraft als Ware anzubieten, und somit im Konkurrenzverhältnis zu anderen Menschen zu stehen. Die kapitalistische Ökonomie beherrscht nicht nur unsere Arbeitswelt, sondern auch unsere sozialen Bindungen, unsere eigenen Wünsche und Hoffnungen. Ja, sogar unsre Emotionen und nicht zuletzt die Auseinandersetzung mit dem eigenen ICH.
Hätte soziale Arbeit keine systemerhaltende Funktion, würde es sie nicht geben.

Antistaatlichkeit

Staat und Kapital bedingen sich gegenseitig. Wir wollen nicht den Saat an seine „Pflichten erinnern“, oder gar einen staatlichen Sozialismus fordern. Alle Staaten sind strukturell oder offen rassistisch und gewalttätig.
Wir wollen die Kontrolle über unser eigenes Leben. In einem freien und solidarischen Gemeinwesen. Um diese Verhältnisse zu erreichen lehnen wir jegliche Form von Gewalt gegen Menschen ab. Wir wollen keine Veränderung der Machtverhältnisse oder gar irgendwann die Macht übernehmen. Wir sind der Überzeugung, dass ein Leben jenseits von Kapital und Staat möglich ist, ja sein muss!

Union Now!

Unser Konzept einer Anarcho- Syndikalistischen Gewerkschaft fußt auf den Gedanken der direkten Demokratie und praktischen Solidarität. Das sollen keine losen Schlagworte sein, sondern praktische Mittel zur Durchsetzung unserer auf Freiheit und sozialer Gleichheit beruhenden Vorstellungen. Diese Solidarität schließt alle Lohnabhängigen unabhängig von Geschlecht, Staatsbürgerschaft, Nation, Religion usw., die zumindest in diesem Punkt mit uns übereinstimmen, ein. Lassen wir uns nicht verrückt machen! Konzentrieren wir uns auf unsere Stärke! Nämlich der Tatsache, dass wir die Hebel unserer eigenen Befreiung aus dem Moloch Kapital bereits in unseren Händen halten. Diesem internationalen auf Ungleichheit, Zwängen und Ausbeutung beruhenden System stellen wir die Idee der Selbstorganisierung und die internationale Vernetzung von sozialen und Klassen- Kämpfen entgegen. Voraussetzung hierfür ist aber die Anerkennung des/der Anderen als gleiches Gegenüber. Dann werden wir erkennen, dass alle ein Stück freier werden. Wir müssen die künstlichen Spaltungslinien überwinden; anfangen, sie nicht mehr an zu erkennen. Eine soziale Kultur schaffen, in der Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Nationalismus usw. nicht greifen können. So kann und soll in der Anarcho-Syndikalistischen Gewerkschaft JedeR (unabhängig von Geschlecht, Nationalität, Hautfarbe, Religion etc.) alle Funktionen übernehmen. Wir müssen uns selbst - organisieren, damit wir nicht von anderen organisiert werden können. Das bedeutet, dass wir durch die Art und Weiße wie wir uns organisieren, nicht das jetzige Zwangsystem kopieren. Wir wollen versuchen eine nach unseren Vorstellungen und Bedürfnissen zukünftige freie Gesellschaft vorweg zu nehmen (Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit!). Dies alles ist machbar. Allerdings kann das kein Staat, keine Partei, keine hierarchische Organisation erledigen. Das können wir nur selber tun!

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